Termine & Aktuelles

 

 

Das „Echtzeit“-Anti-Gewalt-Training der Festen –Hand 2013

Auch im Jahr 2013 fanden mehrere durch die Feste Hand in Kooperation mit der Diakonie Krefeld-Viersen organisierte Anti-Gewalt-Trainings in der Turnhalle der Diergardt-Schule in Viersen statt.

 

Erstes Langtraining 2013

Das erste Anti-Gewalt-Training mit einem Umfang von 12 intensiven dreistündigen Sitzungen verteilt auf circa 3,5 Monate wurde von Juni bis September 2013 von  Martin Kragl, Master of Social Management, Diplom Sozialpädagoge und systemischer Anti-Gewalt-Trainer durchgeführt.

 

 

Das dem Training zugrunde liegende Konzept des ganzheitlich orientierten konfrontativpädagogischem Ansatzes, welcher gruppendynamische Prinzipien nutzt, um durch Gewalttaten strafrechtlich in Erscheinung getretene Jugendliche mit Ihrem Verhalten zu konfrontieren, Ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln sowie Ihnen alternative Handlungsstrategien zu vermitteln und sie zu deren Umsetzung zu motivieren, wird von mir stetig weiterentwickelt.

So haben wir einen verstärkten Fokus auf systemische Tools und Biografiearbeit, vor allen im Rahmen der Intensivkonfrontationen, gelegt.

Dies erfordert in besonderem Maße eine gute Beziehungsarbeit und einen recht hohen zeitlichen Aufwand, so dass der Trainingsplan straff und intensiv durchgezogen wurde.

Es ist schön sagen zu können, dass von insgesamt elf gemeldeten Teilnehmern immerhin neun am Ende ihr persönliches Zertifikat mit Verlaufsbericht in Empfang nehmen konnten, was eine gute Quote ist.

Weiterhin werden die Trainings durch langfristige Teilnehmerbefragungen, vor allem in Bezug auf ihre Wirksamkeit, evaluiert, was wir in den Trainingsablauf integriert haben.

 

 

Ergänzend folgt eine ausführlichere Beschreibung der Trainingsphasen. Weitere Informationen und das genauere Konzept und Leitbild meiner Tätigkeit als AGT-Trainer gebe ich gerne persönlich, es lohnt sich hier jedoch auch ein Besuch auf unserer Homepage www.echtzeit-trainings.de.

 

Erarbeitung und Festlegung von Regeln

Es wurden gemeinsam Regeln erarbeitet, die den geschützten Rahmen für das Training bilden sollen. Die Regeln wurden in Form eines Vertrages von jedem Beteiligten  unterschrieben, um so eine hohe Verbindlichkeit herzustellen.

 

Kooperation und Gruppendynamische Interaktion

Ein wesentlicher Fokus des Trainings in dieser Phase liegt darauf, dass die Gruppe sich „findet“, die gruppendynamischen Interaktions- und Kommunikationsprozesse in Gang kommen, denen bei der späteren Konfrontation und Tatbearbeitung eine wichtige Rolle zukommt. Die Teilnehmer lernen sich kennen sowohl durch Informationsaustausch in Form von Kommunikationsübungen und Partnerinterviews, durch die Abgabe persönlicher Statements und durch die Lösung gemeinsamer Aufgaben. Diese Kooperationsübungen haben einen stark erlebnispädagogisch geprägten Hintergrund.

 

 

Bearbeitung des Themas „Gewalt“ in seinen Facetten

In diesem Schwerpunkt der ersten Trainingsphase wird die Begrifflichkeit „Gewalt“ in ihren Facetten genauer beleuchtet.

Auf Basis eigener Erfahrungen und durch die Einordnung und Wertung bestimmter Gewaltsituationen in Form eines „Gewaltbarometers“  wird eine eigene Definition des  Begriffes Gewalt gesucht und entwickelt:

-       Es gibt Täter und Opfer

-       Jemand wird geschädigt (psychisch, physisch, finanziell)

-       Gewalt geschieht gegen den Willen des Opfers

-       Der Täter hat die Macht und missbraucht diese - Machtgefälle

Es wurde beispielsweise auch herausarbeitet, welche subjektiven Gründe der Teilnehmer für die Ausübung von Gewalt sprechen und diese auf einer Flipchart gesammelt:

·         Gewalt ist einfach

·         (vordergründige) Selbstbestätigung

·         Mut Beweisen

·         Kräfte messen

·         Gruppenzwang

·         Selbstjustiz

·         Schulden eintreiben

·         Sich Respekt verschaffen (Angst vs. Respekt)

·         Ruhe haben wollen

·         Alkohol

·         Man hat selbst Gewalt erfahren

·         Beleidigung

·         Provokation durch Blicke, Körperhaltung

 

In gleicher Art und Weise werden die Gründe gegen Gewalt gesammelt, darunter auch die negativen Konsequenzen von Gewalt gesammelt, die viele Teilnehmer auch bereits erlebt haben:

·         Verletzung des Opfers

·         Kurzer Augenblick Befriedigung- weitreichende , dauerhafte negative Konsequenzen

·         Haft

·         Abgestempelt werden

·         Verantwortung – Vorbild für andere (Kinder)

·         Man wird nicht mehr respektiert – Schande für die Familie

·         Geldstrafe

·         Zwang, ein AGT machen zu müssen

·          Beziehung geht kaputt, Familien werden zerstört

·         Anzeige, Schadensersatz – Schulden

·         Schlechtere Zukunftschancen durch belastetes Führungszeugnis

Diese beiden Listen werden gegenübergestellt und  die Teilnehmer werden angehalten, eine Kosten-Nutzen Überlegung hierzu anzustellen. Was bringt mir Gewalt dauerhaft und was kostet mich diese? Wohin hat sie mich bisher gebracht? Es herrschte recht bald Einigkeit darüber, dass die Kosten den Nutzen überwiegen und Gewalt daher keinen Sinn macht. – Dies ist allerdings nur die theoretische kognitive Herangehensweise, wichtig ist es, die emotionale Haltung und Verhaltensstrukturen der Teilnehmer zu verändern. Dafür kommen wir jedoch im Laufe des weiteren Trainings immer wieder auf diese Auflistungen und Erkenntnisse zurück.

 

Eskalationsfaktoren und Mechanismen von Gewalt erkennen – Entwicklung einer eigenen deeskalativen Haltung - Erlernen alternativer Handlungsstrategien

In dieser Phase werden Eskalationsmechanismen anhand von Übungen und Diskussionen verdeutlicht. Die Übungen sind bewusst darauf ausgelegt, einen Konflikt herbeizuführen, welcher vom Trainer (im geschützten Rahmen) durch gezielten Einsatz weiterer Eskalationsfaktoren verschärft und zur kontrollierten Eskalation gebracht wird.

 

Auf Basis der darin gemachten Erfahrungen wird eine Eskalationskurve exemplarisch und grafisch dargestellt. Es werden die Punkte (Phasen) herausgearbeitet, an denen durch das eigene Handeln eine Deeskalation möglich ist, was mit fortgeschrittenem Verlauf immer schwieriger wird und vom Beteiligten immer mehr Überwindung erfordert.

 

In weiteren intensiven Übungen, schwerpunktmäßig im Rahmen der sogenannten „Hohlen Gasse“, wird durch Haltungsanalyse, Verhaltensanalyse und verbale- sowie nonverbale Kommunikationsanalyse  und –Training sowie in Form von Rollenspielen nach und nach ein deeskalatives Verhaltensrepertoire und auch die persönliche Motivation entwickelt, diese Verhaltensalternativen umzusetzen.

Für die Entwicklung dieser Haltung wird auch die Sensibilisierung für und der Umgang mit eigenen Emotionen im Rahmen von gezielten Übungen trainiert, in deren Verlauf sich die Teilnehmer auch in Opferrollen begeben, „Macht“ abgeben und „Machtmissbrauch“ durch den Trainer im geschützten Rahmen ertragen und sich ihre eigenen Erfahrungen dabei bewusst machen.

So wurde im Rahmen der Hohlen Gasse auch der Umgang mit Beleidigungen erfahren und trainiert mit dem Ziel, in Gedanken eine Entkoppelung der Aussage des Gegenüber mit der eigenen Person herzustellen und die dahinterliegende Provokation zu erkennen und nicht darauf einzugehen. Bei all diesen Übungen kann durch ein Stopp Signal abgebrochen werden, dies wurde jedoch nicht genutzt.

 

Einige Teilnehmer haben in der anschließenden Diskussion und Reflexion, die obligatorisch nach jeder Trainingseinheit erfolgt, empathische Gefühle mit ihren ehemaligen Opfern geäußert.

Auch im diesjährigen Training wurde aufgrund der guten Tragfähigkeit der Gruppenbeziehungen intensiv mit den Elementen Selbstbild vs. Fremdbild und Provokationstests gearbeitet. Die Teilnehmer stellten sich als sehr konfrontationsfähig heraus, was sich auch positiv in eine erhöhe Intensität der DIK (siehe unten) umsetzen ließ.

 

Formen von Aggression

Wie bereits im letzten Training wurden auch hier im Rahmen der Übungen  „Vorlesewettbewerb“ und „Mauer durchbrechen“ auch die verschiedenen Formen von Aggressionen erfahrbar und erlebbar gemacht:

Unkanalisierte Aggression, welche sich in emotional schwierigen Situationen in Gewalt entlädt und kanalisierte Aggression, als Antrieb ausdauernd ein Ziel zu verfolgen und zu erreichen, sich im übertragenen Sinne im Leben durchzuboxen unter Einhaltung gesellschaftlicher und sozialer Regeln des gesunden Miteinanders.

Hierzu eine Motivation zu geben und den Teilnehmer ein Stück auf diesem Weg zu belgeiten wurden entsprechende Übungen, oft in Form von sogenannten Kampfspielen nach festen Regeln durchgeführt.

Es gibt hierzu viele Strategien: pure Kraft, Ausdauer, aber auch Schnelligkeit und Täuschung. Jeder Teilnehmer hat hier seinen eigenen Weg gefunden und teils nach langem „Kampf“ ein Erfolgserlebnis mitnehmen können. Oft bleibt auch die Erkenntnis, dass pure Kraft nicht reicht, sondern man flexibel bleiben und sich den passenden Weg zwischen den Hindernissen suchen muss.

 

 

 

Adäquate Kommunikation  - Statuswippe

Die vorgenannten Aspekte wurden in eine weitere zentrale Einheit integriert, bei der fingierte Vorstellungsgespräche im Rahmen von Rollenspielen durchgeführt wurden. Die TN mussten sich mit Unterstützung eines Fragekatalogs mit ihren Ressourcen auseinandersetzen und aus einer Zeitung eine infrage kommende Anzeige aussuchen und sich auf diese bewerben.

Danach wurde das o.g. Rollenspiel durchgeführt, jedoch in einem recht speziellen Stil, also so, wie das Personaler eigentlich nicht tun sollten. Es ging für die TN darum, mit dem Statusgefälle umzugehen, sich dennoch seiner eigenen Stärken bewusst zu sein und diese herauszustellen sowie auch unter Druck und einer gewissen unterschwelligen Provokation adäquat zu reagieren.

 

Die deliktspezifische Intensivkonfrontation

Das Herzstück der intensivpädagogischen Anti-Gewalt-Trainings mit hoher Intensität, welche besonders im tertiärpräventiven Kontext in Zusammenhang mit gerichtlichen Auflagen in Jugendgerichtshilfe, Bewährungshilfe oder anderen Institutionen  stattfinden, bildet  neben einem ganzheitlichen pädagogischen Ansatz mit diversen

Den zentralen Schwerpunkt, sozusagen das Herzstück des Trainings bildete die deliktspezifische Intensivkonfrontation.

Die DIK ist eine vom Trainer im Laufe seiner Tätigkeit weiterentwickelte, speziell auf die Bedürfnisse und Persönlichkeiten der Teilnehmer und den Gegebenheiten der Gruppe  abgestimmte Form der konfrontativ-pädagogischen Intervention, in welcher der Teilnehmer in einem von gegenseitigem Respekt, aber auch von direkter wertschätzender „echter“ Konfrontation geprägten Rahmen Stellung zu seiner Tat beziehen, einen Perspektivenwechsel zur Opferperspektive vollziehen, Verantwortung für seine Taten übernehmen und so sein Verhalten reflektieren, bearbeiten und für die Zukunft verändern soll.

Dies geschieht, ergänzt durch Techniken aus der systemischen Therapie, durch klare, aber einfühlsame verbale Konfrontation  

·         mit der eigenen Gewalttat, dem konkreten Tatgeschehen, den eigenen Handlungen/Anteilen daran.

·         mit dem aktuellen Verhalten auf dem „heißen Stuhl“

(Verunsicherung durch verbale Strategien, Aushalten der eigenen Machtlosigkeit)

·         durch kritisches Spiegeln und Hinterfragen des Persönlichkeit, teilweise

mit Hilfe von Biografiearbeit

Besonders die letzten Punkte erfordern ein hohes Maß an Vorsicht, Umsicht und Einfühlungsvermögen. Ziel ist es nicht, die Person zu brechen oder anderweitig  zu erniedrigen, sondern Denkblockaden, Abstumpfung und bewusste oder unbewusste Abgabe von Verantwortung und Schuld zu durchbrechen.

Ziel des konfrontativpädagogischen AGT  generell, vor allem aber speziell im Rahmen der DIK ist es, die Teilnehmer dazu zu bringen und sie dabei zu unterstützen, eine eigene soziale Haltung zu entwickeln, die es ihnen ermöglich, das eigenen Verhalten zu reflektieren, dafür Verantwortung zu übernehmen, ein Selbstbewusstsein zu entwickeln und konstruktive soziale Interaktion statt destruktiven Verhaltens zur Erreichung ihrer Ziele zu nutzen.

Die DIKs sind nach der circa fünfwöchigen Kennenlernphase fester Bestandteil jeder Trainingseinheit.  In jedem Treffen wird ein Teilnehmer circa eine Stunde lang nach den o.g. Prinzipien mit seiner Tat und seinem bisherigen Verhalten konfrontiert. Im Rahmen dieser Gruppe waren sehr intensive DIKs möglich, die Gruppe konnte sogar in diesen Prozess konstruktiv und intensiv eingebunden werden, denn alle Teilnehmer entwickelten recht bald die hierzu erforderliche Mischung aus Engagement und Feingefühl.

 

 

 

Kurztraining September 2013

 

Im September 2013 fand für drei Klienten der Jugendgerichtshilfe des Kreisjugendamtes Viersen in Tönisvorst ein 12 stündiges Kleingruppen-Anti-Gewalt-Training über eineinhalb Monate statt, welches in zeitlich und inhaltlich kompakter Form die zentralen Elemente des Langtrainings vermittelte und auch in einer konfrontativ und systemisch geprägten Form wichtige Impulse intensiv und vor allem zeitnah setzen konnte.

Diese Impulse wurden von den Teilnehmern sehr reflektiert und anscheinend recht nachhaltig aufgenommen.

Auch dieses Training wurde evaluiert.

 

Aktuell findet ein weiteres Anti-Gewalt-Training statt, welches in Zeitumfang und Teilnehmerzahl zwischen den beiden vorgestellten Trainings liegt. Hier ist die Gruppe nach anfänglichen Schwierigkeiten durch Fehlzeiten nun recht stabil und vollständig anwesend und befindet sich in der Kooperationsphase. Dieses Training wird Mitte bis Ende Januar beendet sein.

 

 

Martin Kragl

 

 


 

Das „Echtzeit“-Anti-Gewalt-Training der Festen –Hand im Winter 2013/2014

 

Vom 29.10.2013 bis zum 21.1.2014 fand ein weiteres durch die Feste Hand in Kooperation mit der Diakonie Krefeld-Viersen organisiertes Anti-Gewalt-Gruppentraining in der Turnhalle der Diergardt-Schule in Viersen statt.

Da diese Maßnahme recht spontan als zeitnahe Reaktion auf einen aktuell  bestehenden Bedarf implementiert wurde und eine etwas kleinere Teilnehmergruppe von 7 Jugendlichen und Heranwachsenden umfasste, fand der Trainingskurs in einem etwas geringerem Umfang als gewöhnlich statt: in 10 wöchentlichen Treffen a zwei Stunden.

Durchgeführt wurde das Training von dem Diplom Sozialpädagogen und Anti-Gewalt-Trainer Herrn Michael Holzportz  als Co-Trainer und mir Martin Kragl, Master of Social Management, Diplom Sozialpädagoge und systemischer Anti-Gewalt-Trainer. Des weiteren hospitierte Frau Mona Hussein im Rahmen ihrer Ausbildung zur Anti-Gewalt-Trainerin über die gesamte Trainingszeit.

 

Das dem Training zugrunde liegende Konzept des ganzheitlich orientierten konfrontativpädagogischem Ansatz, welcher gruppendynamische Prinzipien nutzt, um durch Gewalttaten strafrechtlich in Erscheinung getretene Jugendliche mit Ihrem Verhalten zu konfrontieren, Ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln, sowie Ihnen alternative Handlungsstrategien zu vermitteln und sie zu deren Umsetzung zu motivieren, musste aufgrund des engen zeitlichen Rahmens angepasst werden  und so wurden intensive Schwerpunkte auf einige zentrale  Aspekte des Konzepts gesetzt.

Vor allem die Beziehungsarbeit, die Tataufarbeitung, durch konfrontative und auch systemische Arbeitsweisen sowie die Vermittlung von Wissen über die eigenen Anteile an Eskalation von Situationen und die Sensibilisierung für Opfergefühle standen hier im Mittelpunkt.

Ab dem zweiten Treffen nahm die Gruppe fast durchgehend vollständig am gesamten Trainingsverlauf teil und zeichnete sich durch eine gute Disziplin und  eine hohe Zuverlässigkeit sowie deutliches inhaltliches Interesse aus. Es wurde sogar der Wunsch nach weiteren Treffen deutlich, dem zumindest in Form einer zusätzlichen Sitzung Rechnung getragen werden konnte. Auch dieser Kurs endete mit einer Gesamtreflexion des Trainingsverlaufs und alle Teilnehmer erhielten ein Zertifikat welches über die Trainingsinhalte hinaus auch die Entwicklung und inhaltliche Rezeption  jedes einzelnen Teilnehmers dokumentierte.

 

 

 

Martin Kragl

FESTE HAND Bericht AGT 2011.pdf
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FESTE HAND Jahresberich 2010-2011.doc
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